Chemieschläuche
Für Säuren und Laugen oder lösungsmittelhaltige Chemikalien werden spezielle Chemieschläuche angeboten. Hauptziel: hohe Beständigkeit und Sicherheit gegenüber Chemikalien.
Ein guter Chemikalienschlauch ist verschleißarm, UV- und ozonbeständig, gas- und flüssigkeitsdicht. Er bietet einen Schutz beim Arbeiten mit Chemikalien und hat eine lange Lebensdauer. Chemikalien und Öle können die Schlauchseele angreifen und beschädigen, daher müssen hierfür Schläuche verwendet werden, die speziell für diese Medien hergestellt und konzipiert wurden. Spezielle Chemikalienschläuche können den komplexen Anforderungen entsprechen und damit eine hohe Betriebs- und Produktsicherheit erreichen.
Chemieschläuche werden mit oder ohne Spirale angeboten und je nach Einsatzgebiet als Saug/Druck – Version oder als Druckschlauch. Typische Materialien für Chemieschläuche sind u.a. EPDM, EPM, UPE oder PTFE. Neben formstabilen Schläuchen aus Elastomeren bietet der Markt auch sogenannte Folienwickelschläuche (Compositeschläuche).
Eigenschaften
Nicht alle Chemikalien und Öle können mit jedem Chemieschlauch befördert werden. Je nach Medium gilt es, den passenden Schlauch zu bestimmen. Berücksichtigt werden müssen auch die Einsatzbedingungen wie Betriebsdruck, Betriebstemperatur, Einbausituation, Häufigkeit und Dauer des Einsatzes.
Sie haben Fragen bezüglich der Schlauchbeständigkeit gegenüber einem bestimmten Medium? Ihr Technischer Fachhandel berät Sie gerne.
Elektrische Leitfähigkeit von Schlauchleitungen
Das hindurchströmende Medium oder das Reiben eines Schlauches über den Boden kann zu elektrostatischen Aufladungen einer Schlauchleitung führen. Diese Aufladung kann so energiereich sein, dass beim Kuppeln der Schlauchleitung ein Funke entsteht, der ein explosionsfähiges Gemisch zum Zünden bringt. Um diese Gefahr zu vermeiden, gibt es für Schlauchleitungen, die mit folgenden Medien betrieben werden, internationale Vorschriften für eine sichere Konstruktion:
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Medien deren Gase explosionsgefährliche Gemische bilden können
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Medien, die in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden
Ein wichtiges Konstruktionsmerkmal ist dabei der elektrische Widerstand zwischen den beiden Endarmaturen einer Schlauchleitung und der elektrische Widerstand durch die Schlauchwand.
Um diese Eigenschaft kenntlich zu machen, werden diese Schlauchleitungen je nach Bauart mit Ohm/T, Ohm oder mit M/T bzw. M gekennzeichnet. Schlauchleitungen, bei denen der elektrische Widerstand durch die Schlauchwand größer als 109 Ohm ist, werden mit Ohm bzw. M gekennzeichnet.
Der Unterschied zwischen sogenannten M-, M/T-, Ohm- und Ohm/T-Schläuchen:
M-Schläuche
M-Schläuche sind Schläuche aus elektrisch nicht leitfähigen Werkstoffen, bei denen die leitfähige Verbindung zwischen den Stutzen der Schlaucharmaturen nur durch eingebaute metallische Leiter (Cu-Litze) hergestellt wird. Solche Schläuche müssen nach DIN EN 12115 mit dem Buchstaben „M“ gekennzeichnet sein. M-Schläuche sind für den Normaleinsatz, zum Beispiel als Befüllschlauch von Fördermedien aus der Explosionsgruppe IIA geeignet. Es gelten die Einschränkungen wie bei M/T-Schläuchen.
M/T-Schläuche
Die Leitfähigkeit bei M/T-Schläuchen wird im Gegensatz zu Ohm- und Ohm/T-Schlauchleitungen durch metallische Leiter hergestellt. Sie sind einsetzbar wie Ohm/T-Schläuche aber die elektrische Verbindung im Schlauch kann hohen Belastungen unterliegen. Im ungünstigsten Fall kann sie unterbrochen werden. Eine regelmäßige Überwachung der Leitfähigkeit wird daher empfohlen. Der Einsatz von M/T- und M-Schlauchleitungen ist zu vermeiden, wenn mit sogenannten Streuströmen zu rechnen ist.
Ohm-Schläuche
Ohm-Schläuche sind in der Regel aus nichtmetallischen Werkstoffen gefertigt. Sie haben eine hohe Sicherheit durch leitfähige Gummimischungen und sind daher geeignet für den Normaleinsatz, zum Beispiel als Befüllschlauch für Fördermedien aus Explosionsgruppe IIA. Wenn die Schlauchleitung hierbei nur teilweise in einem Ex-Bereich genutzt wird (z.B. nur im Bereich der Kupplung), ist der Einsatz eines Ohm-Schlauches wie beschrieben zulässig. Ohm-Schläuche verfügen über einen niedrigen Widerstand zwischen den Armaturen und eine ausreichende Leitfähigkeit der nichtmetallischen Seele. Diese Schläuche werden nach DIN EN 12115 mit einem „Ω“-Zeichen gekennzeichnet.
Achtung: Die Angabe des Widerstands in Ohm allein bedeutet nicht, dass es sich um einen Ohm- (Ω) oder Ohm/T-Schlauch handelt.
Ohm/T-Schläuche
Ohm/T-Schläuche wurden für höchste Sicherheitsansprüche konzipiert. Die gesamte Schlauchkonstruktion besteht aus leitfähigen Gummimischungen bei Leitfähigkeit zwischen den Armaturen (106 Ohm) und durch die Schlauchwand (109 = Ohm). Das macht Ohm/T-Schläuche geeignet für explosionsfähige Gemische im Inneren und deren Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen (Ex-Zone). Ohm/T-Schläuche sind für Fördermedien einer höhere Explosionsgruppe als IIA (IIB oder IIC) geeignet und auch für kritische, nicht leitfähige Chemikalien wie z.B. Toluol oder Heptan.
Gefährlich: hohe Leitfähigkeit bei geringem elektrischem Widerstand
Aus den gültigen Standards EN 12115 und der IEC geht eindeutig hervor: Ohm- und Ohm/T-Schläuche bieten für die abgestimmten Anwendungsbereiche gegenüber M-Schläuchen eine höhere Sicherheit, da die zu berücksichtigenden Einschränkungen für M-Schläuche entfallen.
Eine M-Schlauchleitung hat einen elektrischen Widerstand von max. 100 Ohm. Ohm-Schlauchleitungen weisen immer einen höheren elektrischen Widerstandswert auf, der max. 1 Mio. Ohm betragen kann. Auftretende Streu- oder Fremdströme können damit sicherer abgebaut werden. Bei einem M-Schlauch besteht zudem die Gefahr, dass durch die Durchleitung der Streuströme Funken entstehen, die ein explosionsfähiges Gasgemisch zünden können.
EN 12115 : 2011 und IEC 60079-32-1 : 2011 – zur Angabe der elektrischen Leitfähigkeit von Chemieschläuchen:
Für Ohm- und M-Schlauchleitungen, die in explosionsgefährdeten Bereichen (Ex-Zone) eingesetzt werden, muss eine auf der inneren Schlauchoberfläche entstandene elektrische Ladung sicher durch die Schlauchwand abgeleitet werden können. Der elektrische Widerstand durch die Schlauchwand darf dabei nicht größer als 109 Ohm sein.
Beschädigung der Schlauchseele durch elektrostatische Entladung
Schlauchleitungen (Ohm- oder M-Schläuche) mit nicht leitfähiger Schlauchseele aber sonst leitfähigem übrigen Schlauchleitungsaufbau, laufen bei einigen Anwendungen Gefahr, dass die Innenschicht durch elektrostatische Entladung beschädigt wird. Nicht leitfähige Medien (Toluol oder Heptan) können auf der Schlauchseele Energie generieren, die u.U. die Innenschicht durchschlägt und damit den Schlauch beschädigt, da sie über die Armaturen nicht abgeleitet werden kann. Durch die Wahl einer Schlauchleitung mit einem Widerstand von max. 109 Ohm durch die Schlauchwand kann das vermieden werden.
Einsatzbereiche
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Chemische Industrie und Raffinerien
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Lebensmittel- und Pharmaindustrie
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Oxidierende Säuren, Laugen, Alkohole und weitere organische Verbindungen und chlorierte Kohlenwasserstoffe
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Farben und Lacke, Lösungsmittel, Reinigungsmittel, Klebstoffe
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Benzin, Diesel, Heizöl, Hydrauliköl, Mineralöl, Kerosin
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